Das im zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gebäude wurde seit 1990 wieder aufgebaut und 2010 als Gotteshaus und Kulturkirche wiedereröffnet. Als Ort mit besonderer Atmosphäre finden in St. Georgen Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Gottesdienste statt.
Seit 1990 gewann die Ruine der St.-Georgen-Kirche zu Wismar Jahr für Jahr ein deutlich sichtbares Stück mehr ihrer ehemals beeindruckenden Größe und Gestalt zurück und prägt heute wieder die Silhouette der Stadt.
Der Wiederaufbau von St. Georgen war und ist das umfangreichste denkmalpflegerische Vorhaben im Lande Mecklenburg-Vorpommern. St. Georgen gehört in die glanzvolle Reihe der großen Backsteinkirchen Nord- und Ostdeutschlands. Diese Kirchen sind Zeugen eines starken und selbstbewussten, auf Repräsentation zielenden Bauwillens des reichen Bürgertums der Hansestädte, aber auch eines tiefen religiösen Empfindens. Die Kirchen der reichen Bistümer und Abteien sollten an Größe und Ausstattung übertroffen werden.
Die St.-Georgen-Kirche zu Wismar gehört zu den größten dieser Bauwerke. Sie zeigt das Selbstbewusstsein der hansischen Bürgerschaft, das sich in der Monumentalität ihrer Pfarrkirche widerspiegelt. Kirchen mit ähnlichen Ausmaßen befinden sich nur noch in den großen Handelsstädten Süddeutschlands und in Flandern. St. Georgen ist ein großartiges Zeugnis der Vergangenheit und zugleich ein beeindruckendes Kunstdenkmal. Durch ihre fast zweihundertfünfzigjährige mittelalterliche Baugeschichte ist sie ein Denkmal für die Blüte und den Niedergang der mittelalterlichen Hansestadt.
Die erste Kirche am heutigen Platz entstand etwa in der Zeit zwischen 1260 und 1270; von ihr sind nur noch Reste im Chormauerwerk erhalten. Nach den bisherigen Erkenntnissen handelte es sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit fünf Jochen und einem einschiffigen Chor aus zwei Jochen und geradem Ostabschluss.
In den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts entwickelte man den Plan, die alte Kirche durch eine hochgotische Basilika mit offenem Strebewerk zu ersetzen. In dieser Zeit wurde der jetzige Chor gebaut, der um 1360 mit einem Dachstuhl versehen wurde. Anschließend beschäftigte man sich mit dem Anbau von Seitenkapellen und einer Sakristei. Danach kamen die Arbeiten zum Erliegen. Diese geplante Kirche wurde auch später nicht weitergebaut.
Die Grundsteinlegung für den jetzigen Bau mit riesigen Abmessungen und mächtiger Höhenentwicklung ist für das Jahr 1404 belegt. Die Bauarbeiten begannen am Westturm und wurden dann nach Osten bis zum schon bestehenden hochgotischen Chor vorangetrieben. Der spätgotischen Bauauffassung folgend, erhielt dieser große Kirchenbau kein offenes Strebewerk. Der geplante große Chor wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gebaut.
Um 1544 bekam der Turm als oberen Abschluss eine bescheidene Glockenstube. Auch hier reichte das Geld nicht mehr für den zur großen Kirche gehörenden repräsentativen Turm. Danach gab es nur noch verhältnismäßig wenige Veränderungen an dem Gebäude. Sie bezogen sich vor allem auf Sakristei und Kapellen im Chor. 1594 erhielt der östliche Mittelschiffgiebel zum alten Chor hin endgültig einen gemauerten Abschluss. Die bekanntesten Baumeister der Kirche sind Hermann von Münster und Hans Martens. Beide haben in der Kirche ihre Meisterzeichen angebracht, auch werden sie ausdrücklich als Ratsmaurermeister bezeichnet. Der größte Teil der Wände und vermutlich auch die Gewölbe in den Seitenschiffen wurden unter der Leitung von Münster erstellt. Die Gewölbe im Hochschiff, in den Querhäusern und der Vierung gehörten neben den Schmuckgiebeln der Querhäuser zu den Werken Martens.
In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges trafen zwei Bomben die Kirche. Durch diese Treffer erlitt das Gotteshaus schwere Schäden, die aber gemessen am heutigen Wiederaufbau mit vergleichsweise geringen Kosten hätten behoben werden können.
„Die St.-Georgen-Kirche in Wismar ist trotz ihrer riesigen Dimensionen als ein besonders geeignetes Objekt für den Wiederaufbau anzusehen, weil sie bis auf das oberste Turmgeschoss in ihrem Mauerwerk trotz der Sprengwirkung der Luftminen nicht erschüttert ist und voraussichtlich keiner besonderen Sicherung in statischer Hinsicht bedarf. Die Gewölbe des Schiffes sind eingestürzt, der Dachstuhl steht teilweise noch und der Chor ist mit seinen Anbauten zwar beschädigt, aber mit Gewölbe und Dach erhalten.“ Friedrich Lorenz, 1952
In den Jahren zwischen 1945 und 1990 erlitt die Kirche dann weiteren Verfall und weitere Zerstörung. Am Ende dieser Zeit war sie, bis auf das baufällige Chordach, ohne jede Überdachung. Gewölbe waren nur noch im Chormittelschiff und in den Seitenjochen östlich des Querhauses erhalten, aber auch sie waren erheblich geschädigt. Es gab keine Fenster und Türen mehr, das Gleiche gilt für die Helme der südlichen Flankentürme, der Dachreiter drohte abzustürzen. Die Bibliothek und Sakristei wurden gesprengt. Eine besonders gefährliche Situation zeigte sich im Chor. Dort verlor eine wichtige Stütze mehr und mehr ihre Tragfähigkeit, so dass dieser gesamte Gebäudeteil nahe vor dem Zusammenbruch stand. Ehemals war die Kirche ein Schmuckstück der Stadt, nun bot sie den Anblick einer trostlosen Ruine.
Am 25. Januar 1990 brachte ein Orkan den Giebel des Nordquerhauses zum Einsturz. Die losgerissenen schweren Steinmassen stürzten auf zwei gegenüberliegende Wohnhäuser. Die Bewohner kamen verletzt oder mit dem Schrecken davon. Dieses Ereignis gab den Anstoß für die Sicherung und den Wiederaufbau der St.-Georgen-Kirche.
Bitten um schnelle Hilfe wurden an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gerichtet. Diese stellte noch im selben Jahr einen größeren Betrag für die Sicherung der Ruine zur Verfügung. Die Hansestadt Wismar nahm die Sicherung und den Wiederaufbau der Kirche sofort in die Hand und trieb das Vorhaben voran. St. Georgen wurde das erste Förderungsprojekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in den neuen Bundesländern.
Sie hat die Hälfte aller bisherigen Kosten getragen. Die Spendenbereitschaft weit über Wismar hinaus war und ist noch immer beispielhaft. Der damalige Vorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Prof. Gottfried Kiesow, bezifferte den gesamten Finanzbedarf bis zur endgültigen Fertigstellung des Bauwerks auf rund 40 Millionen Euro. Alle Geldgeber trugen so gemeinsam dazu bei, dass die Kirche in ihrer einstmaligen Größe und Schönheit wieder besteht.
Nach der Sicherung des Umfassungsmauerwerkes, der Wiederaufstellung und Eindeckung der Dachkonstruktionen und nach dem Wiederherstellen sämtlicher Fenster wurde im Jahr 2011 der Einbau des Fußbodens vollendet.
Handwerklich als Meisterleistung sind die Arbeiten zur Wiederherstellung der Einwölbung im Hochschiff, im Vorchorjoch, im Chor sowie im Langhaus und in den Turmseitenkapellen zu werten. Sämtliche Fußbodenflächen wurden im Bereich des Kirchenschiffes, der Querhäuser sowie die Flächen der Turmseiten neu verlegt. Zeitgleich erfolgten die Arbeiten zur Nutzungsfertigstellung des Turms, der seit Mai 2014 als Aussichtsplattform mittels Fahrstuhl für den Besucher zu erreichen ist.
WISMAR VON OBEN - mit dem Aufzug zur Aussichtsplattform in 35 m Höhe
Die St.-Georgen-Kirche zählt zu den größten Backsteinkirchen Nord- und Ostdeutschlands. Zerstört durch Bombenangriffe, war die Ruine bis 1990 dem weiteren Verfall preisgegeben.
Am 25. Januar 1990 brachte ein Orkan den Giebel des Nordquerhauses zum Einsturz. Dieses Ereignis gab den Anstoß für den Wiederaufbau der Kirche. Im Mai 2010 wurde „20 Jahre Wiederaufbau der St.-Georgen-Kirche“ gefeiert.
Mit der Aussichtsplattform auf St. Georgen ermöglicht Wismar seinen Urlaubern und Tagesgästen einen neuen und eindrucksvollen Blick auf die zum UNESCO-Welterbe zählende Altstadt sowie den Hafen. Der Fahrstuhl zur Aussichtsplattform ist täglich zu den Öffnungszeiten benutzbar.
Der Eintritt in die Kirche ist kostenfrei.
Eintrittspreise für die Aussichtsplattform:
3,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro, Kinder bis 6 Jahre freien Eintritt
2,50 Euro, für Reisegruppen ab 15 Personen
Die Ausstellung ist barrierefrei.
April bis September
10.00 - 18.00 Uhr*
(Turmbesteigung St. Marien: stündlich 11.00 - 17.00 Uhr
oder nach Anmeldung)
Oktober bis März
10.00 - 16.00 Uhr*
(Turmbesteigung St. Marien:
nur nach Anmeldung, Gruppenpreis 1-15 Personen
50 Euro)
*Änderungen vorbehalten. Durch Veranstaltungen können sich die Öffnungszeiten ändern, siehe Aushang vor der Kirche oder im Tagesprogramm.
April bis September
10.00 - 18.00 Uhr*
(Turmbesteigung St. Marien: stündlich 11.00 - 17.00 Uhr
oder nach Anmeldung)
Oktober bis März
10.00 - 16.00 Uhr*
(Turmbesteigung St. Marien:
nur nach Anmeldung, Gruppenpreis 1-15 Personen
50 Euro)
*Änderungen vorbehalten. Durch Veranstaltungen können sich die Öffnungszeiten ändern, siehe Aushang vor der Kirche oder im Tagesprogramm.
Barrierefreiheit
Die St. Georgen-Kirche ist barrierefrei geprüft. Weitere Informationen dazu finden Sie auch auf: