Hilfsnavigation
Seiteninhalt

Welt-Erbe-Haus

Seit 2002 gehören die Altstädte von Stralsund und Wismar zum Welterbe der UNESCO. Beide Städte repräsentieren idealtypisch entwickelte Stadtanlagen aus der Blütezeit der Hanse im 14. Jahrhundert. Die Stadtkerne, mit ihren monumentalen Backsteinkirchen und repräsentativen Kaufmannshäusern, haben ihren mittelalterlichen Grundriss bis heute nahezu unverändert bewahren können.

Ausstellung im Welt-Erbe-Haus
Das Besucherzentrum vermittelt nicht nur durch die Ausstellung einen lebendigen Eindruck der langen Geschichte der Hansestadt Wismar, sondern ist auch selbst Zeugnis unterschiedlicher Epochen.

Seit Juni 2014 können sich Einwohner und Gäste im neuen Welt-Erbe-Haus über die UNESCO und die Geschichte der Hansestadt informieren. Das Besucherzentrum ist nach Regensburg und Stralsund das dritte seiner Art in Deutschland.

Im Erdgeschoss bildet der Welt-Erbe-Raum den Auftakt zum Rundgang durch das Welt-Erbe-Haus.


Video: Digitaler Ausstellungsrundgang Welt-Erbe-Haus

Digitaler Ausstellungsrundgang Welt-Erbe-Haus
© Stabsstelle Welterbe 


Auf stadtmauerartig umlaufenden Bänken kann man die Intarsie des Stadtgrundrisses auf dem Fußboden erleben und mit den Ausstellungsinhalten an den Wänden erfährt man Wissenswertes.

Spezielle Themenräume mit interaktiven Arbeitstischen widmen sich unterschiedlichen Schwerpunkten:

  • "Bürger bauen ihre Stadt",
  • "Häuser erzählen Geschichte",
  • "Regeln formen diese Stadt",
  • "Handel bringt Wohlstand" und
  • "Kaufleute erfinden das Dielenhaus".

Optisches Highlight der Ausstellung ist das wiederhergestellte Tapetenzimmer im Obergeschoss. 64 Quadratmeter Wandfläche werden komplett von wertvollen französischen Papierdrucken geschmückt.

Der Tapetenzyklus zeigt die mythologische Geschichte »Reise des Telemach auf die Insel Calypso«. Die aus dem Jahr 1823 stammende Panoramatapete wurde vom Künstler Xavier Mader entworfen.

Wismars Welterbehaus - mehr als nur ein Besucherzentrum

In den Jahren 2009 und 2010 hat das Bundesministerium für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung ein Investitionsprogramm für "Nationale UNESCO-Welterbestätten" ins Leben gerufen. Dieses Förderprogramm wurde in Wismar als Chance gesehen, Einzelvorhaben zu verwirklichen, die aufgrund ihres hohen Sanierungsbedarfes aus eigener Kraft gar nicht, nur teilweise oder weit später hätten realisiert werden können. Das Gebäudeensemble der ehemaligen Kaufmanns-Compagnie in der Lübschen Straße 23 - heute Welt-Erbe-Haus und Tourist-Information – war dabei und hatte ein Fördervolumen von 3,6 Millionen Euro, wovon 95 Prozent vom Bund und fünf Prozent von der Hansestadt Wismar getragen wurden.

Der Komplex, bestehend aus zwei Vorderhäusern, einem Kemladen, Hof und Garten, gehört mit seiner Lage an der mittelalterlichen Fernhandelsstraße Via Regia und seiner mehr als 700-jährigen Bau- und Nutzungsgeschichte zu den ältesten Profanbauten Wismars. Das Welt-Erbe-Haus steht dabei exemplarisch für den Bautyp des hansischen Dielenhauses und der späteren charakteristischen Umbauphasen. Aufgrund der Vielzahl der Befunde und der verschiedenartigen baulichen Schichten wurde bei der Sanierung eine gestalterische Festlegung nicht verbindlich für das ganze Haus getroffen, sondern nach dem jeweils maßgeblichen raumprägenden Befund ausgerichtet.

Konzeptionell grenzt sich das Welt-Erbe-Haus in Wismar klar von den anderen Ausstellungsorten der Stadt ab. Ein Leitmotiv war, das Haus selbst als das erste Ausstellungsstück zu sehen. Geschichtliche Spuren sind diesem Haus, seiner Substanz und Ausstattung eingeschrieben. Dem Besucher sollen die vielschichtigen und wertvollen Befunde erlebbar gemacht werden. Als konzeptionelles Leitmotiv sind dafür sogenannte "Fenster in die Vergangenheit" geschaffen worden, die einen gerahmten Blick auf wertvolle freigelegte Originalsubstanz ermöglichen. Das Haus steht dabei stellvertretend für viele weitere Denkmale, die nicht öffentlich zugänglich oder deren historische Bauteile und Befunde aufgrund der Gebäudenutzung nicht einsehbar sind.

Die Ausstellung beginnt mit einem zentralen Raum zum Thema Welterbe allgemein. Dann erfolgt ein Perspektivwechsel zur Einzigartigkeit Wismars im belebten Flächendenkmal. Die Geschichte der Stadt wird nicht chronologisch erzählt, sondern anhand thematischer Schwerpunkte, die sich aus der ehemaligen Funktion oder Lage der einzelnen Räume des Dielenhauses ergeben. Zusammen bilden sie das lebendige Erbe Wismars ab. Die thematische Betrachtung spannt einen Bogen von der Vergangenheit bis in die Zukunft und stellt dabei die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit diesem Erbe.

Seit der Eröffnung im Juni 2014 ist das Welt-Erbe-Haus in Wismar an 365 Tagen im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Besucherzentrum ist die erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um das UNESCO-Welterbe. Ein klarer Vorteil ist die direkte Raumverbindung zur Tourist-Information und die Kopplung der Öffnungszeiten. Das jährliche Besucheraufkommen im Welt-Erbe-Haus von nahezu 60.000 Gästen speist sich dabei auch aus spontanen Besuchern der Tourist-Information. Auf der anderen Seite verbinden viele Gäste den Besuch im Welt-Erbe-Haus mit der bequemen Möglichkeit, gleich nebenan weitere Angebote zu erfragen oder zu buchen.

Der Tapetensaal im Welt-Erbe-Haus

Im Zuge der umfassenden Umgestaltung des Hauses um 1820 lässt der Wismarer Bürgermeister Gabriel Lembke im Nordzimmer des 1. Obergeschosses einen festlichen Tapetensaal einrichten.

Der Tapetenzyklus zeigt die mythologische Geschichte »Reisen des Telemach auf die Insel Calypso« in einer Adaption des französischen Dichters François Fénélon (1699).

Nach dieser Erzählung entwarf der Künstler Xavier Mader zwischen 1815-20 die Vorlage für die Panoramatapete, die 1823 von der Pariser Manufaktur Dufour&Leroy hergestellt wurde. Für die Tapete mussten 2087 Druckstöcke geschnitten und 87 Farben angerieben werden – ein aufwendiges und kostspieliges Verfahren. »Gedruckte« Raumausstattungen waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts für das gehobene Bürgertum in Mode gekommen und Ausdruck einer neuen Weltoffenheit.

Kunstgeschichtlich handelt es sich bei der Tapete um eine Seltenheit, die die Bedeutung und finanzielle Kraft des Wismarer Bürgertums unterstreicht. Fragmente der Bildertapete des gleichen Zyklus’ sind sogar in den Archiven des Metropolitan Museum of Art in New York zu finden.

Der Tapetensaal in der Lübschen Straße 23 strukturiert sich durch ein umlaufendes Holzpaneel. 25 Bahnen mit einer Breite von je 53 cm, insgesamt 64 qm, werden zu fünf nahezu quadratischen Bildtafeln zusammengefügt. Alle Felder sind durch gedruckte Bordüren gerahmt. Über beiden Flügeltüren befindet sich je eine Supraporte, die Szenen mit dem Gott Cupido zeigen. Eine Bleistift-Inschrift »1828 am 20. August. Tapezirer H. Fölker« auf dem Fachwerkständer in der Nordostecke des Saals gibt Auskunft über die Einbringung der wertvollen Tapete.

In Besitz der Familie Lembke blieb das Haus und der Tapetensaal bis zum Tode des Kunstsammlers Oskar Lembke 1923. Im selben Jahr erwarb die Kaufmanns-Compagnie das Ensemble. Der Tapetensaal diente als Ort für repräsentative Zusammenkünfte. Zu DDR-Zeiten nutzt der Kulturbund den Tapetensaal für Veranstaltungen, wie Lesungen, Liederabende oder kleine Konzerte. Besonders in diesen Jahrzehnten wird das hochwertige Interieur in der Wismarer Bevölkerung bekannt.

 

Im November 1995 wird die Tapete von Unbekannten aus der Wandbefestigung herausgeschnitten und entwendet. Dank des großen Medienechos gelang es wenige Wochen später, die Tapete wieder sicherzustellen und der Denkmalpflege zu übergeben. Anschließend lagerte sie im Stadtarchiv und wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten durch die Restauratoren Jens Zimmermann und Eckard Kobelius, die sich bereits für den Tapetensaal in Stralsund verantwortlich zeichneten, aufgearbeitet.

Seit der Wiedereröffnung des Gebäudeensembles der Lübschen Straße 23 als UNESCO-Welt-Erbe-Haus ist der Tapetensaal zu den Öffnungszeiten zugänglich. Darüber hinaus ist er für besondere Veranstaltungen der Stadt Wismar reserviert und kann auch für private Festlichkeiten, wie Hochzeiten, angemietet werden.




Dokument anzeigen: Zertifikat Welt-Erbe-Haus
17.05.2024
PDF, 241 kB
Dokument anzeigen: Kurzbericht Welt-Erbe-Haus zur Barrierefreiheit
17.05.2024
Juni 2024 - April 2027

PDF, 1.9 MB
Dokument anzeigen: Prüfbericht-Welt-Erbe-Haus
17.05.2024
PDF, 1.5 MB

Kontakt

Amt für nachhaltige Stadtentwicklung, Projektmanagement und Welterbe
Lübsche Straße 23
23966 Wismar
Karte anzeigen
Telefon: 03841 2243120
Frau Kerry  Zander
Beguinenstraße 4
23966 Wismar
Karte anzeigen
Telefon: 03841 2243120
E-Mail
Frau Rita Gralow
Welt-Erbe-Haus
Lübsche Straße 23
D - 23966 Wismar
Karte anzeigen
Telefon: 03841 22529-104
E-Mail

Öffnungszeiten

April bis September
täglich
09.00 Uhr - 17.00 Uhr

Oktober bis März
täglich
10.00 Uhr - 16.00 Uhr

Änderungen vorbehalten, siehe Aushang Tourist-Information