Hafis´ Gedichte preisen vordergründig die Schönheit der Natur, die Liebe und den Wein. Wegen ihrer Spiritualität wurden die Gedichte Hafis´ in der islamischen Welt auch als Orakel genutzt. Der Name Hafis ist ein islamischer Ehrentitel und bedeutet übersetzt „Der den Koran im Gedächtnis Bewahrende“.
Fast 600 Gedichte des persischen Dichters wurden nach dessen Tod in einer Werkausgabe, einem so genannten Diwan, zusammengestellt. Dessen Übersetzung regte Goethe zu seinem 1819 erschienenen „West-östlichen Divan“ an.
„Steh auf, wir wollen das Ordenskleid
zur Schenke tragen.
Wir wollen heiliges Gaukelspiel
zu Markte tragen.
Die Ohren habe ich mir verstopft
vor aller Predigt.
Wie lang ihr Prediger wollt ich noch
die Schande tragen?
Und werden Dornen von Frommen uns
in den Weg geleget,
Belohnen wollen mir Rosen wir
solch ein Betragen.
...
Ich will die Pauke von deinem Ruhm
im Himmel schlagen,
Ich will der Liebe Panier bis an
die Sterne tragen.
Im Felde des jüngsten Gerichts wird einst
der Staub der Füße
Auf allen Scheiteln als Kronenzier
und Schmuck getragen.“
aus: Der Diwan. Übersetzt von Joseph von Hammer- Purgstall, Stuttgart/ Wien 1812/1813. Bd. II, S. 187