Das Pilgerwesen gehört zu den bedeutendsten Phänomenen mittelalterlicher Religiösität: Es zeigt den Menschen auf seiner persönlichen Suche nach Gott. Seine körperliche Reise symbolisiert einen spirituellen Weg zu Gott.
„Nimm diese Tasche als Zeichen der Pilgerschaft, damit du geläutert und befreit zurückkehren mögest. Die Tasche ist klein. Der Vorrat, den sie enthält, ist mager, denn du sollst auf den Herrn vertrauen. Sie ist offen und oben ungebunden, damit du freigiebig bist in deinen Almosen. Sie ist aus der Haut toter Tiere, da auch du die Laster und Begierden deines Fleisches durch Hunger und Durst, Fasten, Kälte und Entbehrung abtöten sollst.
Nimm auch den Stab, gleichsam als deinen dritten Fuß, er beweist deinen Glauben an die Dreieinigkeit, er verteidigt dich gegen die Wölfe und Hunde und gegen deine Feinde, damit du sicher zurückkehren mögest.
Gehst du aber nach Jerusalem, so trage eine Palme als Zeichen deines Triumphes. Gehst du nach Santiago zum heiligen Jakobus, so trage eine Muschel als Zeichen deiner guten Werke.“
aus: Codex Calixtinus, sog. Pilgerführer, 1140