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14.01.2019

Rudolph Karstadt - Visionär des Handels

1881 eröffnete Rudolph Karstadt sein Warenhaus. Wismar wurde zum Ausgangspunkt einer erfolgreichen Geschäftsidee.

Der junge Rudolph Karstadt träumte davon, Stoffe aus Paris kommen zu lassen und Wohlgerüche aus Arabien. Er wollte die Frauen mit schönem Tuch, mit Spitzen und Bändern und schönen Kleidern ausstaffieren.

Der gelernte Einzelhändler Karstadt entwickelte eine Geschäftsidee, die für die damalige Zeit ungewöhnlich war. In ein und demselben Geschäft konnte man nicht nur Nähseide, Stiefel für Kinder, Röllchen für den Mann, Bett- und Tischwäsche, sondern auch das dazugehörige Bettgestell und vieles mehr erwerben. Mit 1000 Talern, einem Möbelwagen voller Ware und nur einem Angestellten eröffnete der damals 25 Jahre alte Rudolph Karstadt am 14. Mai 1881 sein "Tuch-, Manufactur- und Confections-Geschäft" in Wismar.

Karstadt entschied sich mit seinen Geschwistern Sophie-Charlotte und Ernst zudem auch für ein neues Bezahlmodell. Die Waren sollten zu "sehr billigen, festen Preisen, aber nur gegen Bar" verkauft werden. Bis dahin gab es nur geheimnisvolle Buchstabenauszeichnungen der Waren. Den Einkaufspreis kannten deshalb nur die Kundigen, die Verkaufspreise wurden individuell mit jedem Kunden verhandelt.

Das jedoch war für Händler nicht ohne Risiko. Man kannte einander. Und auf Grund dessen nahm so mancher Kunde unbeschränkten Kredit in Anspruch. Auf Mahnungen wurde empört reagiert.

Mit seinem Geschäftsmodell hingegen konnte Karstadt genau kalkulieren und bei den Lieferanten günstige Einkaufskonditionen aushandeln. Der Anfang war nicht leicht. Schon drei Jahre später eröffnete er seine erste Zweigstelle in Lübeck. Bereits zum 25. Firmenjubiläum waren 24 Kaufhäuser in Betrieb.

Im Jahr 1920 erfolgte die Umgründung der Rudolph Karstadt KG in eine Aktiengesellschaft (AG), die wenig später mit der Firma Althoff fusionierte. Theodor Althoff hatte 1885 von seiner verwitweten Mutter in Dülmen ein "Kurz-, Woll-, Weißwarengeschäft" übernommen, mit dem er die gleiche Geschäftspolitik wie Karstadt verfolgte. Nach der Fusion beider Unternehmen gehörten 44 Verkaufshäuser zum Firmenbesitz.

Weitere Häuser in Niedersachen und Schleswig-Holstein wurden eröffnet. 1931 beschäftigte Karstadt rund 30000 Mitarbeiter in 89 Filialen. Die Weltwirtschaftskrise aber machte auch vor Karstadt nicht Halt. Die bis dahin erfolgreiche Aktiengesellschaft geriet in finanzielle Nöte. Rudolph Karstadt verlor einen Großteil seines Privatvermögens. Bald darauf schied er aus dem Unternehmen aus, zog sich nach Schwerin zurück. Dort starb er 12 Jahre später am 15. Dezember 1944. Ein einfacher schwarzer Grabstein auf dem Schweriner Friedhof erinnert an ihn.

Quelle: Pressestelle der Hansestadt Wismar